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Zukunft

Finanzberatung: Nachhaltigkeitswünsche müssen berücksichtigt werden

04.08.2022 - Seit dem 02.08.22 spielt Nachhaltigkeit eine besondere Rolle in der Beratung unserer Agenturen. Wie sieht das konkret aus und was sind die Hintergründe? Das haben wir Lars Rothacker, Produktmanager Vorsorge bei der Württembergischen, gefragt.

Lesedauer: 3 Minuten

Herr Rothacker, seit dem 2. August gibt es neue Regelungen bzgl. der Beratung und dem Thema Nachhaltigkeit. Was sind die Hintergründe?

Die sogenannte „Insurance Distribution Directive“ (IDD) ist eine Richtlinie der EU zur Stärkung des Verbraucherschutzes und wurde zum 02.08.22 erweitert. Die Richtlinie legt fest, dass Vermittlerinnen und Vermittler bei Versicherungsanlageprodukten, wie zum Beispiel einer privaten Rentenversicherung, bei der Beratung nun auch fragen müssen, ob und in welchem Umfang Nachhaltigkeit berücksichtigt werden soll.

Hat Nachhaltigkeit bisher keine Rolle gespielt?

Bereits in der Vergangenheit gab es die Möglichkeit, eine private Altersvorsorge abzuschließen und dabei nachhaltige Aspekte zu berücksichtigen. Die Württembergische bietet auch schon länger nachhaltige Anlagemöglichkeiten an. Ab sofort sind die Beraterinnen und Berater jedoch dazu verpflichtet, ihre Kundinnen und Kunden im Gespräch danach zu fragen.

Lars Rothacker, Württembergische Versicherung
Lars Rothacker, Vorsorge-Experte

Wie sieht das dann in der Praxis aus?

In unser Beratungsprotokoll wurde eine neue Frage aufgenommen: „Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit bei der Kapitalanlage für Ihr Versicherungsprodukt?“ Die Kundinnen und Kunden können dann entscheiden, ob Ihnen das Thema weniger wichtig, wichtig oder sehr wichtig ist. Abhängig von der Antwort, können wir Ihnen dann passende Produkte für ihre Altersvorsorge anbieten.

Welche Produkte von der Württembergischen sind davon betroffen? Wo bieten wir bereits nachhaltige Lösungen an?

Bei der Württembergischen sind vor allem die Altersvorsorgeprodukte betroffen, die auch eine Kapitalanlage beinhalten. Das sind insbesondere die privaten Rentenversicherungen KlassikClever, IndexClever und Genius. Hier haben wir bereits in der Vergangenheit verstärkt auf nachhaltige Anlagen gesetzt und auch in der Zukunft werden wir immer mehr „grüne“ Produkte anbieten. In anderen Bereich bietet die Württembergische auch nachhaltige Versicherungen an, wie zum Beispiel unsere Elektroauto- und Hybridversicherung.

Wie war die Nachfrage der Kundinnen und Kunden nach grünen Produkten in der Vergangenheit?

Die wenigsten Kundinnen und Kunden haben bisher aktiv nach nachhaltigen Kapitalanlagen gefragt. Viele hatten das Thema im Zusammenhang mit der Altersvorsorge einfach noch nicht auf dem Schirm.

Da Nachhaltigkeit nun Bestandteil jeder Beratung wird, gehen wir also von einem steigenden Bewusstsein und einer steigenden Nachfrage aus.

Lars Rothacker, Württembergische Versicherung

Lars Rothacker

Vorsorge-Experte bei der Württembergischen

Sind Nachhaltigkeit und Rendite bei der privaten Rentenversicherung überhaupt zusammen möglich?

Das ist auf jeden Fall möglich. Die Herausforderung besteht eher darin, Nachhaltigkeit und Sicherheit zusammenzubringen. Das liegt daran, dass sicherere Produkte wie Anleihen bzw. Rentenpapiere sehr selten als nachhaltig definiert sind. Das macht sie natürlich nicht schlechter. Dafür gibt es am Aktienmarkt bereits eine ganze Reihe als nachhaltig definierte Angebote. Das heißt: Je nachhaltiger man investieren möchte, desto eher muss man das Geld am Aktienmarkt anlegen und hier hat man auch die größeren Renditechancen.

Wie werden nachhaltige Investments überhaupt definiert?

Das ist die schwierigste Frage von allen. Es gibt unterschiedliche Definitionen. Allgemein kann man sich gut an den ESG-Faktoren orientieren. Diese dienen der Beurteilung, wie sich Unternehmen ökologisch (Environment), sozialgesellschaftlich (Social) und in der Art der Unternehmensführung (Governance) verhalten.

Für die Umsetzung der IDD in der Beratung müssen wir uns an den gesetzlich vorgegebenen Nachhaltigkeitskriterien ausrichten.

Welche Kriterien sind das?

Die Nachhaltigkeitskriterien sind:

1) Die Berücksichtigung der wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren. Dabei schließt man gewisse Produktgruppen wie zum Beispiel Kohlefirmen aus.

2) Nachhaltige Investitionen gemäß Offenlegungsverordnung. Hierbei investiert man in eine wirtschaftliche Tätigkeit, die zur Erreichung eines Umweltziels oder eines sozialen Ziels beiträgt. Das kann zum Beispiel die Investition in energieeffiziente Immobilien sein.

3) Ökologisch nachhaltige Investitionen gemäß Taxonomieverordnung. Hier hat die EU mögliche Umweltziele definiert und die Investition muss einen wesentlichen Beitrag zu diesen Zielen leisten.

Vielen Dank für das Interview!

Spannende Facts zum Thema nachhaltige Geldanlage

  • Ende 2021 lag der Wert des nachhaltig angelegten Kapitals bei rund 230 % über dem Vorjahreswert.
  • Insgesamt 132,2 Mrd. € nachhaltige Anlagen halten Privatanlegerinnen und –anleger im Jahr 2021.
  • Nachhaltige Geldanlagen erreichten 2021 ein Gesamtvolumen von 501,4 Mrd. €.
  • Der Marktanteil nachhaltiger Geldanlagen am Gesamtmarkt stieg im Jahr 2021 von 6,4 auf 9,4 %.

Quelle: FNG-Marktbericht 2022

Die Autorin: Katharina Schmidl

Katharina Schmidl arbeitet seit 2021 bei der Württembergischen Versicherung als Content Marketing Managerin. Ihre Leidenschaft für Content hat sie während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften entdeckt und seitdem in verschiedenen Positionen in Marketing und Kommunikation eingesetzt.

Eine Steigerung von nachhaltig angelegtem Kapital von 230 % gegenüber dem Vorjahr? Das spricht für die Bedeutung des Themas.

Katharina Schmidl Autorin Württembergische Blog

Katharina Schmidl

Redakteurin württgemacht Blog