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Berufsunfähigkeits­versicherung bei Depression: Ist eine Absicherung möglich?

Können psychische Erkrankungen zu Berufsunfähigkeit führen? Können Sie sich mit einer BU finanziell absichern? Und ist ein Abschluss möglich mit einer psychischen Vorerkrankung? Das und mehr erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Lesedauer: 8 Minuten

  • Berufsunfähigkeitsversicherung bei Depression - Ist eine Absicherung möglich?: Eine nachdenkliche Frau

Was ist eine Depression?

Symptome der psychischen Erkrankung

Die Deutsche Depressionshilfe definiert Depression so: „Aus medizinischer Sicht ist die Depression eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst, mit Störungen von Hirn- und anderen Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und ihren negativen Gedanken befreien.“ Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination aus biologischen, genetischen und psychosozialen Faktoren eine Rolle spielt.

Die häufigsten Symptome einer Depression sind: (Quelle: Deutsche Depressionshilfe)

  • Schlafstörungen
  • Suizidgedanken/ -handlungen
  • Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Appetitstörungen
  • Antriebsmangel oder erhöhte Ermüdbarkeit
  • Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung
  • Hoffnungslosigkeit
  • Schuldgefühle und vermindertes Selbstwertgefühl

Sie sollten mögliche Symptome auf jeden Fall bei einem Arzt oder Psychotherapeuten abklären lassen.

Das Wichtigste auf dieser Seite:

Berufsunfähigkeit wegen Depression?Zahlt die BU bei Depression?Depression als Vorerkrankung: BU möglich?Alternativen zur BUHäufige Fragen

Berufsunfähigkeit wegen Depression?

Psychische Erkrankungen und Nervenkrankheiten sind die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit. 34,50 % der BU-Erkrankungen sind darauf zurückzuführen. Darunter fällt auch die Berufsunfähigkeit durch Depression.

Die Grafik zeigt die Ursachen für Berufsunfähigkeit nach Häufigkeit

Ursachen für Berufsunfähigkeit:

  • Psychische Erkrankungen und Nervenkrankheiten: 34,50 %
  • Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates: 20,10 %
  • Krebs und andere bösartige Geschwülste: 17,35 %
  • Andere Erkrankungen: 13,45 %
  • Unfälle: 7,60 %
  • Erkrankungen des Herzens und der Gefäße: 7,00 %

(Quelle: MORGEN & MORGEN, Stand April 2023)

Es ist also durchaus möglich, durch eine Depression berufsunfähig zu werden. Ob es im individuellen Fall soweit kommt hängt von verschiedenen Faktoren ab u. a. der Schwere der Erkrankung, des Berufs des Betroffenen und der verfügbaren Behandlungsoptionen.

Für die Beurteilung der Schwere der Depression können sich Gutachter an den ICD-Codes orientieren:

  • F32.0 Leichte depressive Episode
  • F32.1 Mittelgradige depressive Episode
  • F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
  • F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
  • F32.8 Sonstige depressive Episoden
  • F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet

Der ICD-Code (“International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”) ist ein weltweit anerkanntes System zur einheitlichen Benennung von medizinischen Diagnosen.

Übrigens: Eine anerkannte Berufskrankheit ist eine Depression nicht, wie die meisten psychischen Erkrankungen. 2023 wurde erstmalig vom Bundessozialgericht eine psychische Erkrankung (posttraumatische Belastungsstörung oder PTBS) eines Rettungssanitäters als Berufskrankheit anerkannt (Aktenzeichen B 2 U 11/20 R).

Was heißt berufsunfähig?

Bei Depression und auch bei anderen Krankheiten gelten Sie als berufsunfähig, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Die versicherte Person erleidet durch Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall gesundheitliche Beeinträchtigungen.
  • Die Beeinträchtigung ist ärztlich nachgewiesen.
  • Die versicherte Person kann ihre zuletzt ausgeübte berufliche Tätigkeit nicht mehr zu mindestens 50 % ausüben.
  • Die Beeinträchtigung besteht voraussichtlich oder bestand für mindestens sechs Monate.
  • Die versicherte Person übt keine andere berufliche Tätigkeit aus, die ihrer Ausbildung und Erfahrung sowie ihrer bisherigen Lebensstellung entspricht.

Ein ärztlicher Befund ist wichtig, um nachzuweisen, dass Sie die genannten Punkte erfüllen.

Zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung bei Depression?

Die BU der Württembergischen Versicherung deckt Depression grundsätzlich ab. Wenn Sie aufgrund psychischer Probleme die oben genannten Voraussetzungen zur Berufsunfähigkeit erfüllen, erhalten Sie eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente aus Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung. Ob eine solche Versicherung grundsätzlich für Sie sinnvoll ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber Ist eine Berufs­unfähigkeits­versicherung sinnvoll?

Ist der Abschluss einer BU-Versicherung trotz Depression möglich?

Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) müssen Sie Gesundheitsfragen beantworten. Dazu gehören auch Fragen zu psychischen Vorerkrankungen, die Sie ehrlich beantworten müssen.

Generell gibt es drei Möglichkeiten, wie mit Vorerkrankungen bei einer BU umgegangen wird:

  • Annahme des Vertrags: Einige Vorerkrankungen haben keine Auswirkungen auf den BU-Vertrag, sofern sie ausgeheilt sind und nicht mehr behandlungsbedürftig sind.
  • Zuschlag oder Ausschluss: Bei einigen Vorerkrankungen ist es möglich, eine BU abzuschließen, indem man entweder einen Risikozuschlag zahlt oder die Krankheit vom Vertrag ausschließt.
  • Zurückstellung oder Ablehnung: In seltenen Fällen kann ein BU-Vertrag gar nicht abgeschlossen werden oder wird vorerst zurückgestellt.

In vielen Fällen ist es durchaus möglich trotz Vorerkrankung eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Ob und wir das möglich ist, hängt von der Art der Vorerkrankung ab. Nach Morgen und Morgen (Stand 2023) werden 78,77 % der Antragsteller mit Vorerkrankungen ohne Probleme akzeptiert, das bedeutet, ohne Ausschlüsse oder Aufpreise.

Wie sieht es nun mit der Depression aus? Eine Depression ist keine Vorerkrankung, die zu einem generellen Ausschluss führt. Ob und zu welchen Bedingungen Sie eine BU bei psychischen Problemen abschließen können, hängt unter anderem von der Art und Dauer der Erkrankung ab. Auch die Heilungsaussichten spielen eine Rolle. Sie können über Ihren Berater oder Ihre Beraterin eine anonyme Risikovoranfrage stellen lassen, um zu prüfen, wie Ihre Depression bewertet wird.

Gibt es eine BU ohne Gesundheitsfragen?

Um eine BU-Versicherung abzuschließen, müssen Sie in der Regel Gesundheitsfragen beantworten. Dazu gehört auch die Frage, ob Sie in den letzten Jahren wegen psychischen Erkrankungen in Behandlung waren. Die Versicherer fragen nach solchen Vorerkrankungen, weil der Gesundheitszustand ein wichtiger Faktor bei der Berechnung des BU-Beitrags ist. Durch die Gesundheitsprüfung können die Versicherer das Risiko genauer einschätzen und so günstigere Tarife anbieten. Denn: Ohne Gesundheitsprüfung müssten die Versicherer für alle das gleiche Risiko kalkulieren, was zu ungerechten Beiträgen führen könnte.

Wie lange Sie Vorerkrankungen angeben müssen, welche BU-Optionen Sie mit Vorerkrankungen haben und welche Gesundheitsfragen gestellt werden, erfahren Sie in unserem ausführlichen Ratgeber Gibt es eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen?

Offene Fragen? Unsere Berater helfen Ihnen gerne weiter.

Depression: Alternativen zur BU

Wenn Sie keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können oder möchten, gibt es alternative Versicherungslösungen. Welche Versicherungen für Sie in Frage kommen, hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen und Voraussetzungen ab.

Alternative Grundfähigkeitsversicherung?

Eine Grundfähigkeitsversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung sind zwei verschiedene Arten der Absicherung gegen die Folgen einer Erkrankung oder Verletzung.

Grundfähigkeitsversicherung:

  • Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt eine Rente, wenn eine der versicherten Grundfähigkeiten verloren geht.
  • Grundfähigkeiten sind wichtige Fähigkeiten, die für den Alltag und die Arbeit benötigt werden, z. B. Gehen, Sprechen oder Gebrauch der Hände.
  • Es ist klar geregelt wann Sie eine Leistung erhalten. So definieren wir den Gebrauch der Hände beispielsweise über die Fähigkeit, eine geöffnete Flasche mit Schraubverschluss mit einer Hand verschließen und wieder öffnen zu können.

Eine Depression ist keine Grundfähigkeit, die durch eine Grundfähigkeitsversicherung abgesichert ist. Eine Grundfähigkeitsversicherung zahlt also nicht, wenn eine Person eine Depression hat. Aus diesem Grund ist es auch möglich eine Grundfähigkeitsversicherung abzuschließen, obwohl die psychische Vorerkrankung vorliegt.

Alternative gesetzliche Erwerbsminderungsrente?

Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente ist eine Leistung der gesetzlichen Rentenversicherung für Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuüben. Anspruch auf Erwerbsminderungsrente haben Versicherte, die mindestens fünf Jahre vor Eintritt der Erwerbsminderung in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert waren und in den letzten fünf Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung mindestens drei Jahre Pflichtbeiträge gezahlt haben oder entsprechende Zeiten haben, die dafür angerechnet werden (z. B. Kindererziehungszeiten).

Psychische Erkrankungen sind laut Deutscher Rentenversicherung die häufigste Ursache für eine Erwerbsminderung, dazu zählen Angststörungen, Depression oder Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit.

Die Voraussetzung für den Erhalt einer Erwerbsminderungsrente:

  • Volle Erwerbsminderung: Der Versicherte kann weniger als drei Stunden pro Tag in irgendeiner Tätigkeit arbeiten.
  • Teilweise Erwerbsminderung: Der Versicherte kann mehr als drei, aber weniger als sechs Stunden pro Tag in irgendeiner Tätigkeit arbeiten.

Was ist der Unterschied zwischen Erwerbs­minderungs­rente und Berufs­unfähigkeits­versicherung?

Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente wird nur gezahlt, wenn der Versicherte keinen Beruf mehr ausüben kann. Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung leistet hingegen auch, wenn der Versicherte noch andere Tätigkeiten ausüben könnte, dies aber nicht tut. Daher ist die Erwerbsminderungsrente keine richtige Alternative zu einer BU-Rente, dient jedoch der Grundabsicherung bei psychischen Krankheiten.

Beratung durch die Württembergische

Falls Sie noch offene Fragen zur Berufsunfähigkeitsversicherung haben oder gerne eine persönliche Beratung wünschen, wenden Sie sich gerne an uns. Die Beraterinnen und Berater der Württembergischen sind Ihr persönlicher Ansprechpartner vor Ort. Ein verlässlicher Partner, der Ihnen in allen Versicherungs- und Vorsorgefragen mit Rat und Tat zur Seite steht. Gemeinsam finden wir eine passende Lösung für Ihre individuellen Bedürfnisse.

  • Persönlich. Partnerschaftlich. Verlässlich.
  • Sie stehen an erster Stelle - nicht Ihre Vertragsnummer.
  • Seit fast 200 Jahren stehen wir an der Seite von Menschen und Unternehmen.

Wenden Sie sich einfach an die Ihnen bekannte Versicherungsagentur oder finden Sie hier eine Versicherung in Ihrer Nähe.

Häufige Fragen

Fragen und Antworten zur Berufs­unfähig­keit bei psychischer Erkrankung

Sie wollen mehr erfahren zur BU bei psychischen Problemen? Hier finden Sie weitere Informationen.

  • Bei der Abwicklung von BU-Leistungsfällen aufgrund von psychischen Krankheiten ist es wichtig, die Schwere der Erkrankung und die Auswirkungen auf die Berufsausübung zu berücksichtigen. Die Betroffenen sollten alle relevanten Unterlagen zur Verfügung stellen, um die Berufsunfähigkeit zu belegen.

  • Ihr Gesundheitszustand ist einer von mehreren Faktoren, der einen Einfluss auf die Beitragskosten Ihrer BU-Versicherung hat. Somit können manche Vorerkrankungen zu einem höheren Beitrag führen.

  • Auch ein Burn-out kann zu einer Berufsunfähigkeit führen, wenn die oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Wichtig: Ein Burn-out ist nicht gleichzusetzen mit einer Depression. Beide Krankheiten haben Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich jedoch in einigen Symptomen. Nähere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Ratgeber Was ist das Burnout-Syndrom? Für eine zuverlässige Diagnose ist auf jeden Fall ein Besuch beim Arzt notwendig.

Gut zu wissen

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  • Wenn Sie eine Berufsunfähigkeits­versicherung (BU) abgeschlossen haben und berufsunfähig werden, erhalten Sie eine monatliche Rente, die den Einkommenswegfall abfedert. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über die Berufsunfähigkeitsrente.

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