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Cybermobbing: Sehr echt und sehr nah

26.10.2022 - Nur, weil die Täter den Opfern nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, ist das Mobbing nicht weniger schlimm.

Lesedauer: 7 Minuten

„Wie kann Cybermobbing nur real sein?“, steigt ein zynischer Tweet eines berühmten amerikanischen Rappers ein, „Alter, schau einfach weg vom Bildschirm!“

Wie viel fehlgeleiteter Humor oder beißender Sarkasmus in der Aussage steckt ist kaum zu bestimmen. Was sich hingegen eindeutig bestimmen lässt, ist: Wir nehmen die Auswirkungen von Mobbing und Cybermobbing unterschiedlich wahr – und wir ordnen sie falsch ein.

Mobbing und Cyber­mobbing: Die Unterschiede

Zu behaupten, beim Cybermobbing würde die offline stattfindende Schikane schlicht und einfach in das Internet und die sozialen Medien verlagert, ist nicht weit genug gegriffen.

Mobbing: Schikane am Arbeitsplatz und in der Schule

Mobbing beschreibt den Akt psychischer Gewalt gegen einen Menschen oder eine Gruppe. Dabei wird regelmäßig und wiederholt schikaniert und verletzt – vorwiegend seelisch, obwohl auch körperliche Angriffe nicht ausgeschlossen sind.

Typisches Mobbing

Zu den häufigsten Handlungen der „Mobber“, also der Täter, gehören die Demütigung und die Herabwürdigung des Opfers. Das kann durch die Verbreitung von Lügen, die Zuweisung unsinniger Aufgaben am Arbeitsplatz, Drohungen, der Ausschluss von sozialen Ereignissen oder unbotmäßige, sinnlose Kritik geschehen.

Gemein haben alle Formen des Mobbings: Es findet eine Form von Machtmissbrauch statt. Eine Gruppe oder eine per Hierarchie in einer Machtposition befindliche Person setzt ihre Macht gezielt ein, um eine einzelne Person oder eine kleinere Gruppe zu schikanieren.

Cybermobbing: Bis in die Intimsphäre

Unter Cybermobbing oder Cyberbullying wird die

  • Beleidigung
  • Bedrohung
  • Bloßstellung
  • Belästigung

von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien verstanden. Hier fehlt zwar eine gewisse „körperlich anwesende“ Dimension der Schikane, doch eine erschreckend große Öffentlichkeit und die Hartnäckigkeit der einmal geposteten erniedrigenden Inhalte kompensiert diese vermeintliche Distanz. Die große Gemeinsamkeit von Mobbing und Cybermobbing: Es geht um die Demütigung anderer.

Die Verlagerung des Konflikts in das Internet

Was früher zwischen Tätern und Opfern auf dem Schulweg oder dem Gang des Büros stattfand, ist nun ein Mittel öffentlicher Unterhaltung. „Schau dir mal das Video an, der Typ hier kriegt so richtig sein Fett weg!“

Ein wichtiges Merkmal von Cybermobbing ist, dass es nicht an der eigenen Haustür oder der Pforte des Betriebs endet. Im Fall des Cyberbullyings in den sozialen Medien verfolgen die Täter ihre Opfer sogar bis in die Intimsphäre der eigenen vier Wände. Wo eine neue Nachricht klingelt oder eine Push-Meldung über ein neues Posting des Mobbers informiert, wird die Angst ausgelöst, erneut Opfer von Schikane zu werden.

Die große Öffentlichkeit der Bloßstellung durch Cybermobbing

Eine bittere Wahrheit der Online-Welt lautet: Skandale, schlechte Nachrichten und boshafte Inhalte verbreiten sich weiter, schneller und besser als gute Nachrichten.

Das muss nicht einmal auf Mobbing bezogen werden: Den skandalösen Artikel über die neueste Eskapade eines Prominenten teilen viele Menschen gerne. Einen Spendenaufruf einer gemeinnützigen Organisation schon sehr viel weniger.

Für die Opfer von Cybermobbing bedeutet das: Diffamierende Inhalte über ihre Person können häufig und oft geteilt, verlinkt und weitergeleitet werden. Die Menschen, die das tun, kennen die betroffene Person dabei oft nicht. Die Hemmschwelle ist gering: Hier wird schließlich nur ein „lustiges Video“ an die eigenen Freunde weitergeleitet, bei dem eine unbekannte Person sehr schlecht wegkommt.

Cyberbullying: Das Internet vergisst nicht

Selbst wenn viele Plattformen mittlerweile stringente Regelungen gegen Cybermobbing etabliert haben und Inhalte in diesem Zusammenhang zügig löschen, besteht die Gefahr der Speicherung durch andere Nutzer. Ein diffamierendes Video oder Bild ist schnell heruntergeladen – die Löschung in den sozialen Medien ist kein Hindernis für seine erneute Verbreitung.

Cybermobbing: Was können Betroffene tun?

Anhaltendes Cyberbullying demütigt und entmutigt die Betroffenen. Oft sind es die Eltern von Kindern, die Alarm schlagen oder mitfühlende Kolleginnen und Kollegen, die einschreiten.

  • Posten Sie niemals persönliche Daten auf den sozialen Medien
  • Bleiben Sie misstrauisch bei Freundesanfragen von Personen, die Sie bereits in der Freundesliste zu haben glauben
  • Lassen Sie sich nicht auf Online-Streitereien ein
Bis nach Hause: Cybermobbing hat eine erschreckend intime Qualität.

Das können Eltern, Freunde & Kollegen tun

Kinder wenden sich oft nicht direkt an ihre Eltern, um über die anhaltende Online-Schikane von Mitschülern zu klagen. Der Grund kann in der Sorge bestehen, selbst die oder der Bestrafte zu werden, denn ein „Internetverbot“ ist schnell ausgesprochen. Bei Cybermobbing gilt allerdings kein aus den Augen, aus dem Sinn. Ob Ihr Kind die Inhalte selbst sieht oder nicht, ist den Mobbern egal. Der fiese Text oder die gemeine Bildmontage bekommt trotzdem den Zuspruch aus der eigenen Peer-Group.

  • Zeigen Sie Interesse, doch seien Sie dabei kein „Wächter“, sondern empathischer Ansprechpartner
  • Dokumentieren Sie den Vorfall
  • Wenden Sie sich an den Betreiber des sozialen Mediums, in dem der Inhalt gepostet wurde
  • Suchen Sie das Gespräch: Im Falle der Kinder mit Vertrauenslehrern, den Eltern der Mobber und den Mobbern selbst – bei Kollegen wenden Sie sich an Führungskräfte, die Personalabteilung und (falls vorhanden) spezifische Stellen im Betrieb
  • Wird aus der Schikane eine Bedrohung oder eine Beleidigung, erstatten Sie Anzeige
  • Wenn Sie Unterlassungs- und Schadenersatzansprüche gegenüber dem Mobber durchsetzen wollen, steht Ihnen die Rechtsschutzversicherung Ihrer Württembergischen zur Seite
  • Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sammelt Links zu anerkannten Beratungsstellen, wenn auch mit einem Fokus auf Kinder & Jugendliche

Das Thema brennt

Lässt sich hier überhaupt ein #württgemacht Fazit ziehen? Nein.

Unterscheidet sich dieser Beitrag stark von den wissenswerten, kuriosen, interessanten und hilfreichen Artikeln, die wir ansonsten (und viel lieber!) veröffentlichen? Ja.

Nichtsdestotrotz ist es wichtig, solche Themen anzusprechen. Ob Mobbing oder Cybermobbing: Die Betroffenen sind verletzt, gekränkt und haben Angst, dass die Schikane nur zunimmt, wenn sie sich zur Wehr setzen.

In schlimmen Fällen wird bei Mobbing & Cybermobbing übrigens eine Therapie für die Betroffenen verschrieben. Mit der privaten Krankenversicherung stehen wir Ihnen für deren Kosten zur Seite.

Um auf das Fazit zurück zu kommen: Das einzige, das hier „gezogen“ werden muss, ist ein Schlussstrich unter Mobbing und Cybermobbing.

Der Autor: Johannes Traub

Johannes Traub arbeitet seit Juni 2019 bei der Württembergischen Versicherung und kümmert sich um alles, was sich Content nennen darf. Mit seiner Erfahrung in den Bereichen Gesundheitsmanagement, Marketing sowie im Journalismus sorgt er dafür, dass die Inhalte der Württembergischen so viel klare Kante zeigen wie ihr Slogan.

Besonders schlimme Fälle von Cybermobbing gehen sogar viral – und nicht immer ist eine Welle der Solidarität mit den Betroffenen die Folge.

Johannes Traub, Redakteur Blog Württembergische

Johannes Traub

Redakteur württgemacht Blog

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